Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis der Komparatistik
Hier finden Sie das kommentierte Vorlesungsverzeichnis der Komparatistik für das Sommersemester 2012.
Die Literatur und das Buch (A2, V2, A4, A5)
050300
Schmitz-Emans, M.
Vorlesung
Die Literatur und das Buch (A2, V2, A4, A5)
A2 - AVL Allgemeine 2
V2 - AVL Vergleichende 2
A4 - AVL Allgemeine 4 (A4) (Europäische Poetik I)
A5 - AVL Allgemeine 5 (A5) (Europäische Poetik II)
HGB 50 Mo 12.00-14.00
In Anknüpfung an die Vorlesung des Wintersemesters, die die Hörer aber nicht besucht haben müssen, um an dieser Vorlesung teilnehmen zu können, stehen das Buch und die Bibliothek als Gegenstände literarischer Darstellung im Mittelpunkt. Vorgestellt werden Texte, in denen es um Bücher, ihre Entstehung, ihre Form, ihre Funktion und ihre Rezeption geht. Gezeigt wird, inwiefern die Thematisierung des Buchs und des Umgangs mit Büchern, der Bibliothek und ihrer Nutzung dazu dient, über die Institution Literatur zu reflektieren - über ihre Rahmenbedingungen, ihre Bindung an mediale Formen, über die Bedeutung des Mediums Buch für die literarische Kommunikation und über Modelle des Lesens und Verstehens – Behandelte Autoren u.a.: Lawrence Sterne, Karl Philipp Moritz, Jean Paul, Jorge Luis Borges, Michel Butor, Umberto Eco, Italo Calvino, Reif Larsen.
(Für BA- und MA-Studierende)
Lewis Carrolls 'Alice'-Romane und ihre Rezeption in Literatur, Kunst, Film und Populärwissenschaft (V1, V2, A4, A5)
050301
Schmitz-Emans, M.
Vorlesung
Lewis Carrolls 'Alice'-Romane und ihre Rezeption in Literatur, Kunst, Film und Populärwissenschaft (V1, V2, A4, A5)
V1 - AVL Vergleichende 1
V2 - AVL Vergleichende 2
A4 - AVL Allgemeine 4 (A4) (Europäische Poetik I)
A5 - AVL Allgemeine 5 (A5) (Europäische Poetik II)
HGB 50 Di 10.00-12.00
Lewis Carrolls „Alice in Wonderland“ und „Through the Looking-Glass“ gehören zu den meistgelesenen Texten der Weltliteratur. Ihre Themen sind modernespezifisch: Schwindel, Irritationen, Desorientierungen in Raum und Zeit, Identitätskrisen, Kommunikationsprobleme und Sinnkrisen. Auch die zentrale Bedeutung von Traum und Imagination ist in diesem Kontext zu sehen. Modern wirkt auch die Thematisierung von Wörtern, Sprache, Ausdrucksweisen und Sprachhandlungen, von Übersetzungsversuchen und ihren Grenzen. – Besprochen werden neben Carrolls Alicebüchern auch andere Carrolltexte („Sylvie and Bruno“, „The Hunting of the Snark“) – sowie Texte anderer Autoren, die teils von Carroll beeinflußt worden sind (wie Michael Ende), teils aus thematischen oder strukturellen Gründen mit ihm vergleichbar sind (wie z.B. Franz Kafka).
Weltliteratur in deutscher Sprache - Umriss eines Projekts (A1, V1, A4, V5)
050302
Goßens, P.
Vorlesung
Weltliteratur in deutscher Sprache - Umriß eines Projekts (A1, V1, A4, V5)
A1 - AVL Allgemeine 1
V1 - AVL Vergleichende 1
A4 - AVL Allgemeine 4 (A4) (Europäische Poetik I)
V5 - AVL Vergleichende 5 (V5) (Europäische Literaturgeschichte I)
HGB 30 Di 14.00-16.00
Die Entstehung des Begriffes 'Weltliteratur' ist die Folge eines zunehmenden Interesses an Transnationalität, das die deutsche Kulturlandschaft in der Zeit zwischen 1780 und 1840 maßgeblich veränderte. Ausgehend von den Diskussionen um den Kosmopolitismus, von denen die Theoriediskurse der Zeit um 1800 geprägt wurden, änderte sich die Wahrnehmung von Literatur und Kultur in dieser Zeit entscheidend.
Ein deutliches Zeichen dieses veränderten Interesses ist das wachsende Interesse an den Kulturen anderer Völker. Der uns heute allen verbindlich erscheinende Kanon weltliterarischer Klassiker von Homer über Dante, Petrarca, Boccaccio, Ariost, Rabelais, Cervantes, Shakespeare, Calderon, Corneille, Moliere, Diderot, Voltaire und Rousseau bis hin zu Lessing, Goethe und Schiller ist ein Produkt der Bemühungen um eine eigenständige 'Weltliteratur in deutscher Sprache', die um 1780 einsetzen und in deren Folge sich ein genuin verändertes Verhältnis zur Übersetzung von fremdsprachiger Literatur als auch im Umgang mit Literatur insgesamt durchsetzte.
Die Vorlesung will die 'Epoche der Weltliteratur' und den in ihr entstehenden Kanon als literaturgeschichtliches Projekt vorstellen und die Prozesse transnationaler Kommunikation in den Blick nehmen. Die Überlegung, welche Folgen der kulturelle Wandel in der sog. Sattelzeit auch in unserem heutigen Umgang mit fremden Literaturen hinterlassen hat, soll uns im Hintergrund begleiten.
Einführend sei folgender Aufsatz empfohlen: Peter Goßens: "Bildung der Nation". Zum Projekt einer ›Weltliteratur in deutscher Sprache‹. In: Wirkendes Wort Jg. 59 (2009), H. 3, S. 423-442.
Einführung in die Komparatistik (Onlinekurs) (GK)
050303
Goßens, P.
Grundkurs
Einführung in die Komparatistik (Onlinekurs) (GK)
AVL Grundkurs
Der Onlinekurs richtet sich an alle Studienanfänger des Faches Komparatistik und führt mit einer Reihe von Vorlesungen in die Arbeitsgebiete und die Fachgeschichte der Komparatistik ein. Er gibt einen ersten Überblick über die Möglichkeiten und Perspektiven komparatistischen Denkens und erläutert wichtige Fachtermini, Arbeitsbereiche und Forschungsparadigmen.
Die obligatorische Absolvierung des Onlinekurses wird durch den Besuch eines (!) praxisorientierten Propädeutikums ergänzt. In der praktischen Arbeit werden im Propädeutikum die Themen der Onlinevorlesungen aufgegriffen und praxisorientiert mit ausgewählten Lehrmaterialien begleitet. Die Inhalte der Vorlesungen werden dabei durch analytisch-kritische wie wissenschaftliche Eigenarbeit im Rahmen der Seminargruppe gemeinschaftlich erarbeitet. Verschiedene Standardwerke und Hilfsmittel (Lexika, Bibliographien, Zeitschriften, Internet) werden in den einzelnen Sitzungen begleitend vorgestellt, ebenso wird die vergleichende Textinterpretation Gegenstand der Übung sein. Übungsaufgaben auf der Lernplattform Blackboard vertiefen das erworbene Wissen. Der genaue Semesterplan wird zu Beginn der Veranstaltung besprochen, ebenso wird in dieser Sitzung nochmals auf die Studienordnung (Studienberatung) eingegangen.
Der Onlinekurs schließt mit einer Klausur ab, die zum Erwerb des Leistungsnachweises bestanden werden muß.
Das Arbeitsmaterial wird sowohl im Blackboard als auch in den einzelnen Praxisgruppen zu Beginn des Semesters bereitgestellt, aber während des Semesters fortlaufend ergänzt.
Anmeldung über VSPL, in den Praxisgruppen ist die Teilnehmerzahl auf 25 beschränkt.
Einführung in die Komparatistik (Gruppe 1) (GK)
050304
Goßens, P.
Grundkurs
Einführung in die Komparatistik (Gruppe 1) (GK)
AVL Grundkurs
GB 03/49 Mo 14.00-16.00
Einführung in die Komparatistik (Gruppe 2) (GK)
050305
Dahms, C.
Grundkurs
Einführung in die Komparatistik (Gruppe 2) (GK)
AVL Grundkurs
GB 03/49 Di 16.00-18.00
Lewis Carroll'Alice'-Romane und ihre Rezeption in Literatur, Kunst, Film und Populärwissenschaft (A4, A5)Einführung in die Komparatistik (Gruppe 2) (GK)
050307
Schmitz-Emans, M.
Seminar
Lewis Carrolls 'Alice'-Romane und ihre Rezeption in Literatur, Kunst, Film und Populärwissenschaft (A4, A5)
A4 - AVL Allgemeine 4 (A4) (Europäische Poetik I)
A5 - AVL Allgemeine 5 (A5) (Europäische Poetik II)
GBCF 04/516 Di 12.00-14.00
Lewis Carrolls Alicebücher und ihre künstlerische Rezeption haben nicht nur in der Literatur, sondern auch in der bildenden Kunst, im Film, im Videospiel, in der Musik und in anderen künstlerischen Medien intensive Echos gefunden. Im Seminar werden – u.a. basierend auf Exponaten aus einer von Christoph Schulz kuratierten Ausstellung in Manchester und Hamburg – Beispiele dieser ästhetischen Auseinandersetzung mit den Alicegeschichten und ihrem Personal besprochen. Falls sich ein Besuch der Hamburger Ausstellung ermöglichen läßt, findet die Veranstaltung partiell blockweise statt; Informationen dazu stehen ab März auf der Homepage.
Oben und unten, Oberfläche und Tiefe (V5, V6)
050308
Schmitz-Emans, M.
Kolloquium
Oben und unten, Oberfläche und Tiefe (V5, V6)
V5 - AVL Vergleichende 5 (V5) (Europäische Literaturgeschichte I)
V6 - AVL Vergleichende 6 (V6) (Europäische Literaturgeschichte II)
Erster Juli-Fr./Juli-Sa im Euroeck. Für MAs.
Die Unterscheidung zwischen Oben und Unten sowie zwischen Oberfläche und Tiefe gehört nicht nur zu den Grundmustern unserer räumlichen Orientierung, sie fungiert auch als Modell und Metapher zur Bezeichnung vielfältiger Vorstellungskomplexe und Erfahrungen (Modelle von Hierarchien, Vorstellungen über Himmel und Hölle, Modelle von Ausdruck und ‚tieferer’ Bedeutung etc.).
Beispiele für solche Konzeptualisierung von Oben und Unten, Oberfläche und Tiefe sollen im Rahmen von Vorträgen vorgestellt werden. Das zweitägige Kolloquium setzt die Reihe der gemeinsam mit Prof. Kurt Röttgers (Philosophie, Hagen) veranstalteten Sommerkolloquien fort. Masterstudierende erwerben ihre CP in der Regel durch Teilnahme als Hörer und einen anschließenden Tagungsbericht.
Medien der frühen Neuzeit 1: Bilder und Texte (A4, V5, MARS)
050309
Simonis, L.
Seminar
Medien der frühen Neuzeit 1: Bilder und Texte (A4, V5, MARS)
A4 - AVL Allgemeine 4 (A4) (Europäische Poetik I)
V5 - AVL Vergleichende 5 (V5) (Europäische Literaturgeschichte I)
GABF 04/411 Mi 12.00-14.00
Die frühe Neuzeit ist eine historische Periode, in der die Aufmerksamkeit auf Bilder und eine visuelle kulturelle Orientierung eine wichtige Rolle spielen. Zugleich haben wir es mit einer Epoche der Wertschätzung des Textes sowie des textuellen Medienwandels vom Manuskript zum (Buch-)Druck zu tun. Im Seminar geht es vor allem darum, die Beziehungen und Verbindungen zwischen diesen beiden Medien und ihren historischen Konjunkturen zu untersuchen. Anschließend an allgemeine theoretische Überlegungen zum Status des Bildes (Gottfried Boehm, William Thomas Mitchell, Jean-Luc Nancy) sollen insbesondere zwei Hauptgenres frühneuzeitlicher Bild-Text-Beziehungen besprochen werden: zum einen die Form der Buchillustration (z.B. Bibel- und Homerillustrationen, Dürers Apokalypse-Bilder, Bebilderungen von Miltons Paradise Lost etc.), zum anderen die Emblematik als intermediales Text-Bild-Ensemble sowie deren Vorformen der Imprese und Epigrammatik.
Systemtheorie und Hermeneutik (A5, V6)
050310
Simonis, L.
Seminar
Systemtheorie und Hermeneutik (A5, V6)
A5 - AVL Allgemeine 5 (A5) (Europäische Poetik II)
V6 - AVL Vergleichende 6 (V6) (Europäische Literaturgeschichte II)
GABF 04/411 Di 12.00-14.00
Hermeneutik und Systemtheorie bezeichnen zwei grundlegende Ansätze kulturwissenschaftlicher Forschung, die sich als teils komplementäre, teils einander entgegen gesetzte Zugangsweisen darstellen. Dabei stellt sowohl die Hermeneutik, die Lehre des Verstehens und der Auslegung (von Texten), als auch die Systemtheorie (als Theorie gesellschaftlicher Kommunikation) den Anspruch, ein universales Konzept der Beschreibung von Welt bzw. Weltgesellschaft bereit zu stellen. Hermeneutik und Systemtheorie kommen überdies darin überein, das sie es im weiteren Sinne mit der Erschließung von ‚Sinn' bzw. sinnverarbeitenden Systemen zu tun haben. Die Systemtheorie nach Niklas Luhmann versucht, Gesellschaft als komplexes und dynamisches Gefüge von Kommunikationsprozessen zu beschreiben und zu erklären. Die Hermeneutik beschäftigt sich mit Prozessen des Verstehens kultureller Sachverhalte, die in einem doppelten Zirkel zwischen den Teilen und dem Ganzen sowie zwischen dem Betrachter/ Rezipienten und dem Gegenstand vollzogen werden.
Im Seminar sollen die beiden Theorien sowohl in ihren konzeptionellen und methodischen Unterschieden als auch in ihren Berührungspunkten beleuchtet werden.
Seefahrer in der Weltliteratur (V1, V3)
050313
Backe, H.-J.
Seminar
Seefahrer in der Weltliteratur (V1, V3)
V1 - AVL Vergleichende 1
V3 - AVL Vergleichende 3
GABF 04/411 Di 16.00-18.00
Seefahrer und ihre Reisen sind aus der Weltliteratur nicht wegzudenken. Seit Homers Odyssee ist immer wieder von Händlern und Piraten, von Entdeckungen und Irrfahrten, von Navigation und Schiffbruch erzählt worden. Auch wenn das Abenteuer und der Reiz der Fremde aus der Gattung nicht wegzudenken sind, wird die Figur des Seefahrers in literarischen Texten ein Spiegel- oder Gegenbild gesellschaftlicher Umwälzungen. Gerade weil er gesellschaftlichen Umwälzungen nicht auf die gleiche Weise unterworfen ist wie die Bewohner des Festlands, kann er gleichzeitig als Außenseiter und Vorbild fungieren.
Das Seminar wird sich nach einer Einführung in die Kernmotive der Stofftradition vor allem auf die angelsächsische und deutschsprachige Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts fokussieren. Diese Texte bewegen sich besonders deutlich zwischen narrativen und stofflichen Traditionen auf der einen Seite und der Abbildung einer sich schnell verändernden Welt auf der anderen. Auf welch unterschiedliche Weisen die Texte die Aspekte der Heimatlosigkeit, der Gefahr und der Not mit Abenteuerlust, Welterfahrenheit und Romantik kontrastieren, wird das zentrale Erkenntnisinteresse des Seminars sein.
Behandelte Texte:
Homer: Odyssee. (Empfohlene Ausgabe: Roland Hampes Übersetzung bei Reclam, ISBN 978-3150002803)
Poe, Edgar Allan: The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket. (1838)
Conrad, Joseph: Typhoon. (1902)
Melville, Herman: Billy Budd, Sailor. (1924)
Traven, B.: Das Totenschiff. (1926)
Ransmayr, Christoph: Die Schrecken des Eises und der Finsternis. (1984)
Martell, Yann: Life of Pi. (2001)
Die Odyssee ist bis zum Beginn des Seminars zu lesen. Einige kürzere Primärtexte sowie Sekundärtexte werden zu Semesterbeginn im Blackboard bereitgestellt.
Lektürekurs Literaturtheorie (A3, V4)
050314
Backe, H.-J.
Seminar
Lektürekurs Literaturtheorie (A3, V4)
A3 - AVL Allgemeine 3
V4 - AVL Vergleichende 4
GABF 04/411 Mi 14.00-16.00
Viele Literaturwissenschaftler scheuen, während und auch nach dem Studium, die Auseinandersetzung mit Literaturtheorie. Die Vielfalt oft widersprüchlicher Positionen und das Abstraktionsniveau der Einzeltheorien schrecken Studierende leicht ab, während Dozenten aufgrund Problemen der Didaktisierbarkeit Theorie selten zum zentralen Seminarthema machen. Statt der Beschäftigung mit Thesen einzelner Denker oder Schulen hat sich eine anwendungsorientierte Handhabung von Theorieansätzen eingebürgert, bei der eine Vielzahl von Standpunkten zu Lehrbuchinhalten destilliert wird. Derartige Einführungen, etwa die von Martinez und Scheffel, sind für Studierende unentbehrlich für die fundierte Auseinandersetzung mit Primärliteratur, verstellen aber den Blick auf die produktive Vielfalt von Theorien, deren innere Logik und ihren wechselseitigen Zusammenhang.
Das Seminar ist darauf angelegt, diese Lücken zu füllen. Anhand der gemeinsamen Lektüre von Musteranalysen zu kurzen kanonischen Texten der Weltliteratur - Kafkas "Urteil" und Balzacs Sarrasine - wird ein grundlegendes Verständnis literaturtheoretischer Ansätze von Hermeneutik bis Dekonstruktion erarbeitet. Die in zwei überblicksartig aufgebauten Reclam-Bänden vorliegenden Musterinterpretationen vermitteln die wichtigsten Kernthesen literaturwissenschaftlicher Schulen und demonstrieren deren Anwendung. Das so erarbeitete Grundlagenwissen wird anschließend durch das Studium ausgewählter Originaltexte vertieft und hinterfragt, so dass Teilnehmer des Seminars nicht nur die Positionen literaturwissenschaftlicher Schulen wiedergeben und anwenden, sondern auch kritisch vergleichen können. Um die Diskussion der Texte im Seminar zu erleichtern, wird die Teilnehmerzahl des Seminars auf 30 begrenzt.
Behandelte Texte:
Jahraus, Oliver / Neuhaus, Stefan (Hg.): Kafkas ‚Urteil' und die Literaturtheorie. Zehn
Modellanalysen, Stuttgart: Reclam 2002. (ISBN 978-3150176368)
Richter, Elke / Struve, Karen / Ueckmann, Natascha (Hg.): Balzcs ‚Sarrasine' und die
Literaturtheorie. Zwölf Modellanalysen, Stuttgart: Reclam 2011. (ISBN 978-3150176818)
Weitere Literatur wird zu Semesterbeginn im Blackboard bereitgestellt.
"Less is more" - Minimalismus in Literatur und Film (A5, V6)
050315
Becker, C.
Seminar
"Less is more" - Minimalismus in Literatur und Film (A5, V6)
A5 - AVL Allgemeine 5 (A5) (Europäische Poetik II)
V6 - AVL Vergleichende 6 (V6) (Europäische Literaturgeschichte II)
GB 03/46 Fr 10.00-12.00
Minimalismus als ästhetische Kategorie hat kurioserweise mittlerweile ein Maximum an Kontroversen provoziert bei dem Bemühen, ihn sowohl historisch als auch systematisch dingfest zu machen und in ein begriffliches Korsett zu zwängen.
Der literarische Minimalismus etwa basiert einerseits auf der Übertragung stilistischer Merkmale aus anderen Kunstformen (Architektur, Bildende Kunst) auf die Literatur seit den 80er Jahren, knüpft andererseits an eine genuin literarische Tradition an, die sich über Poe, Tschechow, Hemingway, bis zu Raymond Carver und von dort auf zeitgenössische postmoderne Literatur wie Jean Echenoz, Jean Philippe Toussaint, Murakami u.a.ausgeweitet hat. Das Gleiche gilt für den sog. minimalistischen Film (prominente Vertreter: Jim Jarmusch und Aki Kaurismäki), der seinerseits auf eine Tradition zurückgeht, die (über Filme von Eric Rohmer, Woody Allen und Wim Wenders) bis zum Stummfilm der 20er Jahre reicht.
Auch für die Definition und Verfahrensweise des Minimalismus müssen unterschieden werden eine Reduktion der formalen Stilmittel von einer Reduktion inhaltlicher Art, die auf eine (augenscheinliche) Simplizität des Sujets, etwa eine Ästhetik des Alltäglichen zielt.
Formal und inhaltlich beansprucht die minimalistische Kunst - sei es im Film oder in der Literatur - die Konzentration auf das Wesentliche. Insofern muss sie auch verstanden werden als Gegenmodell zu einer auf Opulenz und Aufwand gerichteten Erzähl- und Filmkunst, die dem Rezipienten - paradoxerweise - ein großes Maß an Aufmerksamkeit, Konzentration und Reflexion abverlangt.
Das Ziel des Seminars soll sein, einen repräsentativen Ausschnitt minimalistischer Kunstwerke aus der zeitgenössischen Film- und Literaturgeschichte vorzustellen und unter Berücksichtigung ihrer Singularität gemeinsame Merkmale deskriptiv und analytisch zu erfassen.
Eine genaue Auswahl der literarischen Texte und Filmbeispiele wird zu Beginn des Semesters bekanntgegeben.
Zur Einführung:
Sandra Berchtel: Die Kunst der Reduktion. Minimalismus in Literatur und Film. 2008
Zur Einfühlung:
Jean-Philippe Toussaint: Monsieur. 1986
Medea - zur Geschichte und Transformation eines Mythos (V5, V6)
050316
Becker, C.
Seminar
Medea - zur Geschichte und Transformation eines Mythos (V5, V6)
V5 - AVL Vergleichende 5 (V5) (Europäische Literaturgeschichte I)
V6 - AVL Vergleichende 6 (V6) (Europäische Literaturgeschichte II)
GB 03/42 Fr 12.00-14.00
Die Rezeption und breite Gestaltungsmöglichkeit mythologischer Motive in der Moderne macht in besonderer Weise zum einen auf die Vielschichtigkeit antiker Mythen aufmerksam, zum anderen auf deren wirklichkeitsdeutende und sinnstiftende Funktion, durch die sie in verschiedenen historischen und kulturellen Kontexten an Aktualität gewinnen können. Die Geschichte und Transformation des Medea-Mythos ist dafür exemplarisch.
Seine zahlreichen Bearbeitungen und Variationen haben ihren Grund vor allem im geheimnisvollen und facettenreichen Charakter der weiblichen Hauptfigur, die durch ihre spezifische Problematik (Fremdheit, Verlassenheit, Liebeswahn) einen hohen Grad an Identifikationsmöglichkeiten bietet, vor allem wenn es darum geht, kulturelle, nationale oder geschlechtliche Differenzen in den Fokus zu rücken. So kann sie zur Symbolfigur weiblichen Handelns, gesellschaftlicher Ausgrenzung oder politischer Machtstrukturen avancieren.
Der Medea-Mythos hat nicht nur einen festen Platz in allen Epochen der Literatur - und hier vor allem der Dramengeschichte -, sondern auch in anderen Kunstformen (Bildende Kunst, Film, Ballett, Oper) Einlass gefunden. Insofern wirft die Transformation des Mythos nicht nur Fragen nach der Stoff-und Motivgeschichte auf, sondern eröffnet zugleich Perspektiven auf die ästhetischen Prozesse und Strukturmerkmale der jeweiligen Kunstgattung und Fragen der Intermedialität.
Wir lesen zunächst gemeinsam den wichtigsten Quellentext von Euripides (durch den erstmalig das brisante Motiv des Kindsmords in den Mythos eingeführt wurde), werden dann verschiedene literarische Adaptionen chronologisch bis in die jüngste Gegenwart inhaltlich und formal analysieren (mit Konzentration auf Texte des 20./21. Jahrhunderts), und beschließen das Seminar mit einem komparatistischen Blick auf die multimediale Verarbeitung des Mythos (u.a. die Pasolini-Verfilmung von 1969).
Zur Einführung:
Corbineau-Hoffmann, Angelika: " Medeia" . - In: Der Neue Pauly, Supplemente Bd.5 (Mythenrezeption. Die antike Mythologie in Literatur, Musik von den Anfängen bis zur Gegenwart). Stuttgart/Weimar 2008. Pp. 418-428.
Stephan, Inge: Medea. Multimediale Karriere einer mythologischen Figur. Weimar/Wien 2006
Zimmermann, Bernhard (Hg.): Mythische Wiederkehr. Der Ödipus- und Medea-Mythos im Wandel der Zeiten. Freiburg 2009.
Kunst-Körper (V1, V3)
050317
Dahms, C.
Seminar
Kunst-Körper (V1, V3)
V1 - AVL Vergleichende 1
V3 - AVL Vergleichende 3
HGB 10 Di 12.00-14.00
Die Erschaffung eines künstlichen Körpers, der optisch, intellektuell und physisch am menschlichen Bild orientiert bleibt, ist schon in der Antike ein vielfach verwendetes literarisches Motiv, z.B. bei Hesiod und Homer. Das Seminar geht der motivischen Entwicklung in europäischen Texten zwischen dem 18.-20. Jh. nach, die literarisch und expositorisch künstliche Menschen entwerfen, und fragt nach diskursiven Verknüpfungen, ästhetischen und pragmatischen Folien der Androiden-Produktionen, die Aufschluß geben über das Verhältnis zwischen Literatur und Technik, Mensch und Maschine. Zu Wort kommen z.B. satirische und phantastische, naturwissenschaftliche und psychoanalytische Interpretationen weiblicher Puppen, Marionetten, Automaten und Hybrid-Figuren bei Jean Paul, J. Verne, I. Asimov, M. Shelley, F.T. Marinetti, S. Freud, J.d. La Mettrie, R. Descartes u.a.
Mythos Pygmalion (V3, V4)
050318
Dahms, C.
Seminar
Mythos Pygmalion (V3, V4)
V3 - AVL Vergleichende 3
V4 - AVL Vergleichende 4
GB 03/46 Do 12.00-14.00
Als Künstler und Perfektionist steht Pygmalion für die Macht der Kunst, die die Natur nicht nur nachahmt, sondern sogar erschaffen kann: Seine selbstgeschnitzte Elfenbeinfigur ist vollkommen und wird, dank göttlichem Beistand, sogar lebendig und schließlich zur Gefährtin des einsamen Künstlers, dessen Geschichte zuerst von Ovid erzählt wird. Das spannungsreiche Verhältnis von Künstler und (belebtem) Objekt, von Natur und Kunst, von Skulptur und Malerei/Literatur inspirierte zahlreiche Autoren, Maler und Bildhauer zu einer z.B. tragischen, satirischen, moralkritischen und phantastischen Ausgestaltung. Dabei impliziert der ›Mythos Pygmalion‹ immer auch die Auseinandersetzung mit der eigenen Kunst und das Selbstverständnis als Künstler.
Im Seminar geht es neben einschlägigen literarischen Texten von Ovid bis Neil LaBute auch um Exponate der bildenden Kunst von Hendrick Goltzius bis Paul Delvaux.
Archiv: Motiv und Konzept (A3, V3)
050319
Dahms, C.
Seminar
Archiv: Motiv und Konzept (A3, V3)
A3 - AVL Allgemeine 3
V3 - AVL Vergleichende 3
GABF 04/411 Do 16.00-18.00
Archive sind Orte des Sammelns und Bewahrens, sie bieten eine Speicher- und Überlieferungsmöglichkeit kulturellen Wissens und gelten als Metapher für das kulturelle Gedächtnis. Ihre Bauwerke (Bibliotheken, Museen, Galerien) institutionalisieren und verräumlichen Wissen, sie erfordern eine Systematik der Erschließung und eine Kodierung dessen, was sie sicherstellen. So ist das Archiv nicht nur ein prominentes literarisches Motiv, das bekannte und imaginierte Räume des Bewahrens entwirft, sondern auch ein konzeptioneller Begriff, der sich in Kulturstätten mitartikuliert. - Das Seminar geht Varianten des Motivs, seinen Orten und Bewohnern in der Literaturgeschichte nach, aber auch literaturübergreifenden Fragestellungen, die Theorien des Archivs und Methoden des Archivierens formulieren, z.B. bei Saramago, Kasack, Mercier, Canetti, Eco, de Santis, Foucault, Derrida.
Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben (A3)
050320
Dahms, C.
Blockseminar
Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben (A3)
A3 - AVL Allgemeine 3
GB 03/46 Donnerstag 15.00-16.00 28.06.2012
In dieser Übung werden literaturwissenschaftliche Arbeitsweisen vermittelt, die für das Abfassen von schriftlichen Arbeiten relevant sind: Thema, Konzept und Argumentationsverlauf einer Hausarbeit werden in einer Kompaktveranstaltung zu Beginn der vorlesungsfreien Zeit erarbeitet und diskutiert. Die Übung richtet sich insbesondere an diejenigen, die ihre erste Hausarbeit planen. Die Teilnahme an der Vorbesprechung ist obligatorisch. Der Erwerb eines Teilnahmescheins für A3 ist möglich.
Der Brief als literarische Gattung (A2, V4)
050321
Goßens, P.
Seminar
Der Brief als literarische Gattung (A2, V4)
A2 - AVL Allgemeine 2
V4 - AVL Vergleichende 4
GABF 04/411 Mo 16.00-18.00
Briefe und Briefwechsel sind im Zeitalter von Facebook, Twitter und - als mittlerweile schon fast veraltendes Medium - eMail eine schriftliche Form, die zunehmend weniger gepflegt wird. Dabei waren Briefe über Jahrtausende die einzige Möglichkeit, auch über große Entfernungen hinweg miteinander zu kommunizieren. Auch in der Literatur haben Briefe ihre Spuren hinterlassen, sei es in einzelnen Briefen wie z.B. Franz Kafkas 'Brief an den Vater', sei es in Form von Briefwechseln zwischen Freunden und Ehepaaren, sei es in der literarischen Form des Briefromans.
Das Seminar wird sich mit den Formen und der geschichtlicher Entwicklung des Briefes und des Briefwechsels als literarische Form in den Blick nehmen. Neben einzelnen Briefen und Briefromanen werden wir uns dabei auch mit dem Briefwechsel als einem Medium beschäftigen, das vielleicht nicht unbedingt als Literatur im engeren Sinne zu bezeichnen ist, das aber gleichwohl als Paratext die Entstehung und das Leben von Schriftstellern begleitet. Auch wenn die Frage nach der Zukunft des Briefes sicherlich unbeantwortet bleiben wird, soll das Seminar die Faszination und die Vielfalt einer literarischen Form vorführen.
Für das Seminar wird ein Reader im Blackboard zur Verfügung gestellt; Portfolioaufgaben werden den Seminarverlauf begleiten.
Jüdische Familiengeschichten (A1, V4)
050322
Goßens, P.
Seminar
Jüdische Familiengeschichten (A1, V4)
A1 - AVL Allgemeine 1
V4 - AVL Vergleichende 4
GABF 04/411 Di 10.00-12.00
"Die Familie ist die Burg des Judenthums" schrieb Wilhelm Goldbaum 1901, und weiter heißt es: "Wie wäre es auch anders möglich gewesen, als dass das innere Leben des Judenthums in der Familie sich verdichtete? Von der Stadt und vom Staate waren die Juden ausgeschlossen, zum Heere, zur Jagd, zum Markt war ihnen der Zulass verwehrt: so concentrierte sich alles Leid und alle Freude, alle Sorge und alle Hoffnung auf die Familie m Halbdunkel des Ghettos. Die jüdische Familie ist die Herzkammer der jüdischen Geschichte."
Familiengeschichten scheinen heute Konjunktur zu haben: Gerne erinnert man sich seiner Vorfahren und konstruiert die Erzählung einer bruchlosen Kontinuität familiären Lebens. Doch der jüdischen Familiengeschichte scheint sui generis eine andere Bedeutung eingeschrieben zu sein: Schon seit Urzeiten ist die Familiengeschichte der Ort, auf den man sich trotz jeder Form der Verfolgung und Ausgrenzung auch in der Diaspora verlassen konnte. Nach der Erfahrung der Shoah wird die Beschäftigung mit der Familie zugleich zu einer Möglichkeit, sich der eigenen Geschichte und ihren Verlusten und mit den Problemen und Brüchen jüdischen Lebens nach dem Genozid zu stellen.
Das Seminar möchte historisch wie topographisch weit ausholen und das Genre der jüdischen Familiengeschichte in globalen Rahmen betrachten. Die unbändige Lust an der Lektüre ist in diesem Semester unabdingbar, kleinere und abgelegen erschienene Texte werden im Blackboard zur Verfügung gestellt. Grundsätzlich gehe ich davon aus, daß Sie sich die Texte (z.B. aus der Bibel) selber besorgen. Eine Lektüreliste wird wahrscheinlich in der Semesterferienmitte zu Verfügung stehen. Wir werden auf jeden Fall die folgenden drei Romane vollständig lesen und besprechen; wahrscheinlich kommen noch weitere hinzu! Eine große Bereitschaft zum Lesen und Diskutieren ist die Grundvoraussetzung für dieses Seminar.
Jonathan Safran Foer: Everything is illuminated. Boston: Houghton Mifflin Harcourt, 2002.
Lizzie Doron: Ruhige Zeiten. Frankfurt am Main: Jüdischer Verlag, 2005
Adriana Altaras: Titos Brille. Die Geschichte meiner strapaziösen Familie. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2011.
Zur Einführung in die jüdische Kultur und Geschichte sei empfohlen: Michael Brenner: Kleine jüdische Geschichte. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 2008 (BpB Schriftenreihe 732), über die Bundeszentrale (www.bpb.de) günstig zu beziehen. Dort gibt es auch weiteres Material zur jüdischen Kultur.
Joseph Conrad: Heart of darkness (V2, V4, A5, V6)
050323
Goßens, P.
Blockseminar
Joseph Conrad: Heart of darkness (V2, V4, A5, V6)
V2 - AVL Vergleichende 2
V4 - AVL Vergleichende 4
A5 -> AVL Allgemeine 5 (A5) (Europäische Poetik II)
V6 -> AVL Vergleichende 6 (V6) (Europäische Literaturgeschichte II)
GBCF 04/514 Dienstag 18.00-20.00 10.07.2012
GBCF 04/514 Montag 10.00-17.00 17.09.2012
GBCF 04/514 Dienstag 10.00-17.00 18.09.2012
GBCF 04/514 Mittwoch 10.00-17.00 19.09.2012
GBCF 04/514 Donnerstag 10.00-17.00 20.09.2012
Joseph Conrads Roman "Heart of darkness", geschrieben 1899, gilt als ein Symbol der Praxis und Wirkung nicht nur belgischer Kolonialpolitik im 19. Jahrhundert. Immer wieder übersetzt, wurde er besonders im Rahmen der Postcolonial studies zu einem Spiegelbild kolonialer Praxis und sowohl in anderen literarischen Werken, Filmen und kulturkritischen Essays reflektiert. Das Seminar möchte sich zum einen intensiv mit dem Text, dann aber auch mit seiner Rezeption beschäftigen. Neben zahlreichen Übersetzungen und der bekannten Verfilmung von Francis Ford Coppola sollen uns Texte von Urs Widmer (Kongofieber. Zürich 1996); Redmond O'Hanlon (Congo Journey. London 1996), aber auch von Edward Said (in: Culture and Imperialism, 1994) und Chinua Achebe (An image of Africa, 1975) u.a. beschäftigen.
Vor Seminarbeginn ist eine englischsprachige Textausgabe anzuschaffen und zu lesen, anscheinend gibt es eine kostenlose Ausgabe bei Amazon Kindle, dennoch sind weiterhin Papierbücher mehr als willkommen; weitere ausgewählte Texte werden im Blackboard zur Verfügung gestellt.
Obligatorische Vorbesprechung am 10. Juli 2012, 18.00 c.t., das Seminar findet als Blockseminar in den Semesterferien vom 10.-13. September 2012 statt.
Poetik III: Von Bodmer und Breitinger bis Schiller (A2, A3)
050324
Heimgartner, S.
Seminar
Poetik III: Von Bodmer und Breitinger bis Schiller (A2, A3)
A2 - AVL Allgemeine 2
A3 - AVL Allgemeine 3
GABF 04/411 Mi 10.00-12.00
Die "fruchtbarste und folgenreichste Zeit poetologischer Auseinandersetzung" nennt Hermann Wiegmann in seiner Geschichte der Poetik die Zeit zwischen 1730 und 1800. In die Zeit der Aufklärung fällt ein kompletter Wandel der Auffassung darüber, wie Literatur entsteht: Nun gilt sie nicht mehr als eine Kunst, die durch Befolgung bestimmter universell gültiger Regeln erlernbar ist, sondern als Produkt der schöpferischen Einbildungskraft eines genialen Individuums. Daneben entstehen neue Kategorien zur Beschreibung und Beurteilung von Kunstwerken und zur Wirkungsästhetik. Im Seminar wollen wir den Verlauf dieses spannenden Denkprozesses nachverfolgen.
Zur Einführung: Werner Jung: Poetik. München 2007.
Bruno Markwardt: Geschichte der deutschen Poetik, Bd. II: Aufklärung, Rokoko, Sturm und Drang. Berlin 1970.
Judith Butler (A3, V1)
050325
Heimgartner, S.
Seminar
Judith Butler (A3, V1)
A3 - AVL Allgemeine 3
V1 - AVL Vergleichende 1
GABF 04/411 Do 08.30-10.00
Judith Butler ist den meisten als Autorin von 'Gender Trouble' (dt. Das Unbehagen der Geschlechter) ein Begriff, doch eine Festlegung ihres Denkens ausschließlich auf Aspekte der Gender-Theorie greift wesentlich zu kurz. Ihr philosophisches Programm umfasst neben Thesen zu Körperlichkeit und Geschlecht auch theoretische Reflexionen über Identitätsbildung, über Strukturen der individuellen und der institutionalisierten Gewalt und über die Grenzen zwischen Materialität und Zeichenhaftigkeit.
Für Komparatist/innen ist Butler als Theoretikerin nicht nur deshalb von Bedeutung, weil sie einen Lehrstuhl in Rhetorik und Vergleichender Literaturwissenschaft innehat und in ihren Büchern immer wieder auch literarische Werke als Beispiele heranzieht; darüber hinaus hat sie viele der wichtigen kulturwissenschaftlichen Diskurse unserer Zeit mitangestoßen oder mitgetragen. So ermöglicht beispielsweise der Gedanke von der Prägung des individuellen Körpers durch kulturelle Diskurse und seiner entsprechenden Lesbarkeit nicht nur einen neuen Blick auf unsere Materialität; er sagt zugleich auch etwas über die mediale Bindung von Texten aus.
Im Seminar werden wir Ausschnitte aus Butlers Gesamtwerk und ergänzende literarische und philosophische Texte lesen. Ein Reader wird zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.
Zur Vorbereitung empfiehlt sich: Hannelore Bublitz: Judith Butler. Zur Einführung. Hamburg, 3., vollst. überarb. Aufl. 2010.
Tour de Trance - Neue Lyrik (A2, V2)
050326
Heimgartner, S.
Seminar
Tour de Trance - Neue Lyrik (A2, V2)
A2 - AVL Allgemeine 2
V2 - AVL Vergleichende 2
GABF 04/411 Do 10.00-12.00
Haben Sie's schon gemerkt? "Die Lyrik boomt", so schrieb im Juni 2011 die FAZ. Ebenfalls 2011: die ZEIT entscheidet sich, jede Woche auf einer halben Seite ein politisches Gedicht zu präsentieren und der schwedische Dichter Tomas Tranströmer bekommt den Literatur-Nobelpreis. Abgesehen vom Erfolg der Poetry Slams und vom Hype der Feuilletons führt die lyrische Gattung aber weiterhin ein Schattendasein: Sie ist kaum in Buchhandlungen vertreten, verkauft sich so schlecht, dass die großen Verlage das Lyrikverlegen weitgehend den kleineren bis kleinsten Häusern überlassen - und wer außer ein paar Freaks liest schon Lyrik?
Zu diesen Leuten gehören Sie und ich. Im Seminar werden wir Lyrik aus den letzten zwanzig Jahren und aus mehreren Sprachen lesen und diskutieren. Ein komparatistisches Idealprojekt: Zu vielen Texten gibt es Übersetzungen, zu den meisten keine Sekundärliteratur. Besondere Einladung ergeht an alle, die mit Lyrik nicht viel anfangen können.
Ein Reader wird über Moodle zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.
Vom Manuskript zum Buch. Editionsphilologisches Projekt (A1, V1)
050327
Heimgartner, S.
Blockseminar
Vom Manuskript zum Buch. Editionsphilologisches Projekt (A1, V1)
A1 - AVL Allgemeine 1
V1 - AVL Vergleichende 1
GBCF 04/514 Montag 18.00-21.00 06.02.2012
GBCF 04/514 Montag 18.00-21.00 19.03.-18.06.2012
GBCF 04/514 Dienstag 18.00-21.00 20.03.2012
GBCF 04/514 Mittwoch 18.00-21.00 21.03.2012
GBCF 04/514 Donnerstag 18.00-21.00 22.03.2012
Das editionsphilologische Projekt "Vom Manuskript zum Buch" will Studierenden die Möglichkeit geben, an unveröffentlichten Quellen zu forschen. Dabei stehen zunächst editionsphilologische - also im engeren Sinne literaturwissenschaftliche ?, im Folgenden auch berufspraktische Erfahrungen im Mittelpunkt.
Kern des Projektseminars ist eine Exkursion ins Deutsche Literaturarchiv nach Marbach, an der sieben Studierende teilnehmen können. Dort werden vor Ort unveröffentlichte literarische oder dokumentarische Quellen erfasst, die anschließend nach editionsphilologischen Kriterien aufbereitet und veröffentlicht oder aber zum Gegenstand einer literaturwissenschaftlichen Dokumentation werden.
Auf diese Weise wird es möglich, Einblick in einen grundlegenden Zweig literaturwissenschaftlicher Arbeit zu gewinnen und darüber hinaus Erfahrungen mit Dokumentations-, Bearbeitungs- und Veröffentlichungsprozessen zu sammeln, die für das Berufsleben z. B. in einem Verlag, einem Archiv oder der Universität von zentraler Bedeutung sind.
Lectura Dantis III: Paradiso (A1, V1)
050328
Heimgartner, S.
Blockseminar
Lectura Dantis III: Paradiso (A1, V1)
A1 - AVL Allgemeine 1
V1 - AVL Vergleichende 1
GBCF 05/705 Dienstag 18.00-20.00 03.07.2012
GBCF 05/705 Montag 10.00-18.00 13.08.2012
GBCF 05/705 Dienstag 10.00-18.00 14.08.2012
GBCF 05/705 Mittwoch 10.00-18.00 15.08.2012
GBCF 05/705 Donnerstag 10.00-18.00 16.08.2012
"Im Himmel, dem das größte Licht Er spendet, war ich, und Dinge sah ich, die zu sagen / keiner vermag, der je von dort zurückkommt. // Denn auf dem Weg zum Ziele seines Sehnens / dringt unser Geist in solche Tiefen ein, / daß die Erinnrung nicht zurück mehr findet."(Par. 1, 4-9, übersetzt von Ida und Walther von Wartburg)
Ital. Ausgabe: Dante Alighieri: Commedia. Purgatorio. A cura di Anna Maria Chiavacci Leonardi. Milano 2004 (5. Aufl.).
Dt. Ausgabe: Dante: Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch. Frankfurt a.M. 2011. (Dieser Text wird über Blackboard zur Verfügung gestellt.)
Zur Einführung: Heinz-Willi Wittschier: Dantes Commedia. Einführung und Handbuch. Frankfurt a.M. (u.a.) 2004.
Karlheinz Stierle: Das große Meer des Sinns. München 2007.
Adam, Eva und das Paradies (V3, V4)
050329
Jubin, B.
Blockseminar
Adam, Eva und das Paradies (V3, V4)
V3 - AVL Vergleichende 3
V4 - AVL Vergleichende 4
GBCF 05/705 Mittwoch 10.00-18.00 26.09.2012
GBCF 05/705 Donnerstag 10.00-18.00 27.09.2012
GBCF 05/705 Freitag 10.00-18.00 28.09.2012
GBCF 05/705 Samstag 10.00-18.00 29.09.2012
Vom Grandhotel ins Stundenmotel - Literarische Schreibstätten und gemietete Betten (V3, V4)
050330
Sauer-Kretschmer, S.
Blockseminar
Vom Grandhotel ins Stundenmotel - Literarische Schreibstätten und gemietete Betten (V3, V4)
V3 - AVL Vergleichende 3
V4 - AVL Vergleichende 4
GBCF 04/514 Montag 18.00-20.00 09.07.2012
GABF 04/413 Montag 10.00-18.00 03.09.2012
GABF 04/413 Dienstag 10.00-18.00 04.09.2012
GABF 04/413 Mittwoch 10.00-18.00 05.09.2012
GABF 04/413 Donnerstag 10.00-18.00 06.09.2012
So wie das europäische Grandhotel ein prägnanter Ort der Moderne ist, so ist das amerikanische Motel ein symbolträchtiger Ort postmoderner Populärkultur und ebensolcher Mythen. Das Hotel wird zum Schauplatz zahlreicher Romane und Filme, wird zu einer Zwischenstation reisender Figuren oder gar selbst zum Hauptdarsteller, wenn sich in ihm die Geschichten der Menschen kreuzen und Begegnungen wie Situationen entstehen, die so nur das berühmte zu Hause in der Fremde ermöglichen kann. Ebenso verschieden wie die Erscheinungsformen und Verwandlungen der Hotels sind auch die Texte, mit denen sich das Seminar (zum Teil in Auszügen) beschäftigen möchte: Arbeiten von Thomas Mann, Vicki Baum, Vladimir Nabokov, Cees Nooteboom, Haruki Murakami und Alessandro Baricco werden uns dabei ebenso interessieren wie zeitgenössische Spiel- und Horrorfilme, die zumeist Varianten des Motels in einem eindeutigen Licht erscheinen lassen.
Bitte beachten Sie, dass die Teilnahme an der Vorbesprechung für dieses Blockseminar unbedingt notwendig ist, da wir sowohl die Textauswahl als auch die Scheinmodalitäten und die Vergabe von Referaten an diesem Termin besprechen werden.
Zur Einführung empfohlen:
Cordula Seger: „Grand Hotel. Schauplatz der Literatur.“ Böhlau 2005.
Das Architekturgedicht (A2, V2)
050331
Vorspel, L.
Seminar
Das Architekturgedicht (A2, V2)
A2 - AVL Allgemeine 2
V2 - AVL Vergleichende 2
GB 03/49 Do 10.00-12.00
Im Seminar wollen wir untersuchen, wie Brechts "Vorschlag, die Architektur mit der Lyrik zu verbinden", im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte umgesetzt wurde. Mit Heine sehen wir zum Beispiel einerseits "stolz gen Himmel ragen/Den frommen Dom, den deutscher Glaube baute," und andererseits "Dort im Mondenschein/ Den kolossalen Gesellen! Er ragt verteufelt [sic!] schwarz empor,/Das ist der Dom von Köllen." Rilke dagegen baut "mit zitternden Händen", türmt "Atom auf Atom" und stellt am Ende fest: "Gott, du bist groß."
Literatur:
Gisbert Kranz: Das Architekturgedicht, Köln/Wien 1988
Der Krimi (A2, V3)
050332
Vorspel, L.
Seminar
Der Krimi (A2, V3)
A2 - AVL Allgemeine 2
V3 - AVL Vergleichende 3
GB 03/49 Mi 12.00-14.00
Im Seminar wollen wir uns schwerpunktmäßig mit folgenden Fragen beschäftigen:
- Woran erkennt man einen Krimi, wie ist er aufgebaut, wie funktioniert er?
- Warum ist die Kriminalliteratur eines der erfolgreichsten Genres der Gegenwartsliteratur?
- Gibt es einen Zusammenhang zwischen Genre und Gesellschaft?
- Kaum ein Genre ist so stark von Autorinnen geprägt worden wie die Kriminalliteratur. Warum schreiben Frauen Krimis und welche Rollen werden Frauen zugeschrieben?
Primärliteratur:
Der Schwerpunkt liegt auf deutschsprachigen (neueren) Kriminalromanen, in erster Linie von Gercke, aber auch von Dürrenmatt und Glauser.
Sekundärliteratur:
Ulrich Suerbaum: Krimi. Eine Analyse der Gattung, Stuttgart 1984
Ernest Mandel: Ein schöner Mord. Sozialgeschichte des Kriminalromans, Frankfurt am Main 1987
Maureen T. Reddy: Detektivinnen. Frauen im modernen Kriminalroman, Guthmann/Peterson, Jugoslawien (ohne Stadt) 1990.
"Alles, was zwischen zwei Deckel passt..." (A2, V2)
050333
Vorspel, L.
Blockseminar
"Alles, was zwischen zwei Deckel passt..." (A2, V2)
A2 - AVL Allgemeine 2
V2 - AVL Vergleichende 2
GBCF 04/516 Mittwoch 12.00-14.00 04.04.2012
GBCF 04/516 Dienstag 09.00-14.00 29.05.2012
GBCF 04/516 Mittwoch 09.00-14.00 30.05.2012
GBCF 04/516 Donnerstag 09.00-14.00 31.05.2012
GBCF 04/516 Freitag 09.00-14.00 01.06.2012
Die Kölner Künstlerin Gertrud Boernieck interpretiert in ihren Kunstbüchern Texte bekannter und unbekannter Dichterinnen und Schriftsteller. Dabei verarbeitet sie nicht nur Papier, sondern auch Pelz, Filz, Spritzsiebe, Wäscheklammern und Teebeutel.
Im Seminar setzen wir uns mit Boerniecks Art der Interpretation auseinander und erstellen selbst "Kunstbücher". Der Schwerpunkt liegt dabei in erster Linie nicht auf der Qualität der künstlerischen Umsetzung, sondern auf der Auseinandersetzung mit den ausgesuchten Texten und dem "Übersetzungsvorgang". Ergebnis dieses Seminars könnte eine Ausstellung der von den Seminar-TN geschaffenen Kunstbücher sein.
Literatur:
Gertrud Boernieck: Bild küsst Wort. Unikatbücher, Köln 2010
Andreas Käuser: Ist Literatur ausstellbar? Das Literaturmuseum der Moderne. Anmerkungen zur Konzeption und Diskussion "Literatur und Medienumbruch" In: Der Deutschunterricht, 2009, Heft 2, S. 30-37
Termine: Obligatorische Vorbesprechung: 4.4.12 (= 1. Vorlesungswoche) 12-14; Projektphase: 29.5. bis 1.6. 9-14 Uhr (Pfingstferien); Räume werden bekannt gegeben
Latein für Komparatisten (A1 Wahlpflichtbereich)
050334
Wissing, J.
Seminar
Latein für Komparatisten (A1 Wahlpflichtbereich)
A1 - AVL Allgemeine 1
GBCF 05/703 Montag 16.00-18.00 02.04.2012
GBCF 05/703 Mo 16.00-18.00
GBCF 05/705 Mo - Fr 08.00-13.00 19.-30.03.2012
Der Lateinkurs für Komparatisten führt innerhalb von zwei Semestern zu dem Nachweis über gesicherte Lateinkenntnisse, die für das Studium der Komparatistik zu erbringen sind. Um die Belastung durch den Spracherwerb innerhalb des laufenden Semesters gering zu halten und möglichst viel Zeit mit der Lektüre lateinischer Originaltexte verbringen zu können, teilt sich der Sprachkurs in jeweils zwei 10-tägige Intensivphasen, die vor Beginn des Semesters stattfinden, und zwei Lektürephasen während des Semesters. Der Folgekurs Latein für Komparatisten II setzt im Sommersemester 2012 erneut mit einer Intensivphase (19. März - 30. März 2012) ein. Sie dient der Wiederholung und Vertiefung des zuvor Erlernten und schließt die Behandlung der lateinischen Grammatik ab. Die Kenntnisse dieser Basis-Grammatik werden in der ersten Semesterwoche durch eine Klausur geprüft, deren Bestehen Voraussetzung für den Erwerb des Sprachnachweises ist. In der Lektürephase des zweiten Semesters werden einige der wichtigsten Autoren der lateinischen Antike hinsichtlich Leben
und Werk und mit Blick auf gattungs- und wirkungsgeschichtliche Aspekte vorgestellt und in repräsentativen Textausschnitten bearbeitet.
Die Teilnehmer des Lateinkurses sollten sich vor allem während der beiden Intensivphasen auf ein hohes Arbeitspensum einstellen und bereit sein, sich über die Kurszeiten hinaus mit Übersetzungen und Übungen zu beschäftigen. So sind während der Intensivphase etwa 2 Std. täglich zur Vor- und Nachbereitung einzukalkulieren. Zudem wird die Bereitschaft zur Übernahme eines Referats innerhalb der Lektürephase vorausgesetzt. Als Lehrbuch wird das "Lateinische Unterrichtswerk B" (Cornelsen Verlag) von Eduard Bornemann zu Grunde gelegt. Außerdem ist ein kleines Wörterbuch auf Dauer sicherlich eine sinnvolle Anschaffung. Der bestandene Lateinkurs (I + II) wird als Modul (A1) für den Wahlpflichtbereich anerkannt und mit 5 CP kreditiert.
Anmeldungen über VSPL
Teilnahmebeschränkung 30 TN
Aporien der Literaturwissenschaft (A5, V6)
050335
Brandes, P.
Blockseminar
Aporien der Literaturwissenschaft (A5, V6)
A5 - AVL Allgemeine 5 (A5) (Europäische Poetik II)
V6 - AVL Vergleichende 6 (V6) (Europäische Literaturgeschichte II)
GB 02/160 Dienstag 14.00-18.00 29.05.2012
GB 02/160 Mittwoch 10.00-17.00 30.05.2012
GB 02/160 Donnerstag 10.00-17.00 31.05.2012
GB 02/160 Freitag 10.00-17.00 01.06.2012
Anders als Medizin oder Jura ist Literaturwissenschaft ein Fach, das in seiner Geschichte immer wieder auf das Problem der Selbstlegitimation gestoßen worden ist. Die in bestimmten Intervallen wiederkehrende Rede von der Krise der Literaturwissenschaft ist für das Fach geradezu konstitutiv. Schon in den 60er Jahren hatte Peter Szondi - in seinem Traktat 'Über philologische Erkenntnis' - die Frage gestellt, ob das Prädikat Wissenschaft eine für die philologische Praxis adäquate Bezeichnung sei und damit die Legitimität des Namens Literaturwissenschaft in Frage gestellt. Und noch in jüngerer Zeit hat Werner Hamacher zu bedenken gegeben, ob es überhaupt eine Wissenschaft von der Literatur geben könne. Ein anderer Aspekt des Krisendiskurses betrifft den Terminus Literatur, der im Zeichen der kulturwissenschaftlichen Erweiterung des Gegenstandsbereichs des Faches (Film, Fernsehen, Internet etc.) fragwürdig geworden ist. Droht also der Literaturwissenschaft, wie manche Philologen befürchten, der Verlust ihres Gegenstandes? Das Seminar wird sich mit diesen Fragen und Aspekten anhand von theoretischen und programmatischen Texten der Literaturwissenschaft auseinandersetzen.
Literaturhinweise
Hartmut Böhme/ Klaus R. Scherpe (Hg.): Literatur und Kulturwissenschaften. Positionen, Theorien, Modelle. Reinbek 1996.
Walter Erhart (Hg.): Grenzen der Germanistik. Rephilologisierung oder Erweiterung? DFG-Symposion 2003. Stuttgart 2004.
Werner Hamacher: Lectio. De Mans Imperativ. In: Ders.: Entferntes Verstehen. Frankfurt/Main 1998, S. 151-194.
Friedrich Kittler: Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft. München 2001.
Paul de Man: Semiologie und Rhetorik. In: Ders.: Allegorien des Lesens. Frankfurt/Main 1988, S. 31-51.
Peter Szondi: Über philologische Erkenntnis. In: Ders.: Schriften I. Frankfurt/Main 1978, S. 263-286.
Teilnehmerbeschränkung: 30
Ritterromane I. Vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit (A1, A2)
050336
Schönhoff, J.
Seminar
Ritterromane I. Vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit (A1, A2)
A1 - AVL Allgemeine 1
A2 - AVL Allgemeine 2
GBCF 05/703 Do 08.30-10.00
Der Ritter gehört zum Stammpersonal der weltlichen Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit und hat bis heute kaum an Faszination verloren wie filmische aber auch literarische Adaptionen der Gegenwart belegen. Gleichzeitig repräsentieren die mittelalterlichen Versromane den Beginn einer christlich geprägten europäischen Literatur und beeinflussen über ihre Darstellung von Ritterlichkeit und Minne unser Wertesystem bis heute.
In diesem zweiteilig angelegten Seminar sollen anhand ausgewählter Beispiele zunächst die Anfänge des Rittermythos ergründet werden. Wer war Artus und was war die Tafelrunde? Was hat es mit der Karlsepik auf sich? Welche Werte und Normen wurden über die weltliche Literatur an wen vermittelt und wie wirken diese heute weiter? Hat die Erzählkunst des Mittelalters noch etwas mit der modernen Literaturproduktion zu tun?
Im kommenden Wintersemester sollen diese Fragen dann mit Hilfe der Ritterromane der Neuzeit und der Moderne weiter verfolgt werden. Beide Seminare sind aber auch unabhängig voneinander zu besuchen.
Folgende Texte werden besprochen und müssen angeschafft werden:
Hartmann von Aue: Erec (zweisprachige Ausgabe).
Der Cid. Das altspanische Heldenlied (Reclam).
Gottfried von Straßburg: Tristan (zweisprachige Ausgabe).
Lodovico Ariosto: Orlando furioso (in der gekürzten Ausgabe von Italo Calvino, dt. "Der Rasende Roland" dtv).
Zur Vorbereitung empfohlen: Joachim Bumke: Höfische Kultur.
Der "Erec" Hartmanns von Aue muss bis zur zweiten Sitzung gelesen werden.
Geschlecht und Gewalt (A3, V1)
050337
Schönhoff, J.
Seminar
Geschlecht und Gewalt (A3, V1)
A3 - AVL Allgemeine 3
V1 - AVL Vergleichende 1
GBCF 05/703 Mi 08.30-10.00
Gewalt in den Medien wird häufig als Thema der Moderne verstanden, betrachtet man jedoch die Anfänge der europäischen Literaturüberlieferung, so muss man feststellen, dass schon hier das Blut in Strömen fließt - man lese nur Homers "Ilias". Doch die Geschichten berichten nicht nur von kriegerischen Taten, auch private Konflikte münden oft in gewaltsamen Handlungen und hier sind Männer wie Frauen als Täter und Opfer involviert: Parzival zwingt einer Frau einen Kuss auf und diese wird daraufhin von ihrem Mann misshandelt, die Töchter des King Lear töten einander und ihre Feinde, der Roman des 19. Jahrhunderts erzählt von zerbrechenden Gesellschaften, die sich in gewaltsamen Exzessen entladen und im heutzutage extrem beliebten Kriminalroman werden Frauen gezeigt, die nicht mehr nur Opfer sind, sondern als Mörderinnen durchaus Karriere machen.
Um gegenwärtige Entwicklungen zu verstehen, scheint es sinnvoll einen Blick von der Vergangenheit in die Gegenwart zu richten: Wie wird Gewalt in den unterschiedlichen Epochen dargestellt und bewertet und hat sich die Wahrnehmung von dieser verändert? Welche Gewaltanwendungen scheinen legitim und inwieweit spielen Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit hierbei eine Rolle?
Folgende Texte werden besprochen und müssen angeschafft werden:
Wolfram von Eschenbach: Parzival (zweisprachige Ausgabe).
William Shakespeare: King Lear (englische oder zweisprachige Ausgabe).
Joseph Conrad: Heart of Darkness.
Thomas Glavinic: Der Kameramörder.
Der "Parzival" Wolframs von Eschenbach muss bis zur zweiten Sitzung gelesen werden.
Helden und Heldinnen in der Literatur (V3, V5, V5, V6)
050338
Bogumil-Notz, S.
Blockseminar
Helden und Heldinnen in der Literatur (V3, V5, V5, V6)
V3 - AVL Vergleichende 3
V4 - AVL Vergleichende 4
GBCF 05/703 Montag 14.00-16.00 16.07.2012
GBCF 05/703 Montag 10.00-16.00 23.07.2012
GBCF 05/703 Dienstag 10.00-16.00 24.07.2012
GBCF 05/703 Donnerstag 10.00-16.00 26.07.2012
GBCF 05/703 Freitag 10.00-16.00 27.07.2012
GBCF 05/703 Samstag 10.00-16.00 28.07.2012
Die Figur des Helden prägt die Literatur vom Mythos bis zum Superman und seinen Nachfolgern. Zwar unterliegt die Gestalt im Verlauf der Kultur- und Literaturgeschichte zahlreichen Formen des Wandels, jedoch gibt es Konstanten, die sie prägen, wie z.B. Stärke, Tapferkeit, moralische Vorbildlichkeit. Sobald Frauen zu Heldinnen erklärt werden, werden sie ebenfalls an diesem, dem Kriegswesen entstammenden Maßstab gemessen. Berühmte Beispiele im Mythos und der neueren Literatur sind die Amazonen, Penthisilea oder die Jungfrau von Orleans. Weibliche Heldenfiguren sind jedoch selten. Das Heldentum ist "Männersache", die gegenwärtig eine Inflation des Begriffes herbeigeführt hat, welche selbst vor dem Fußballfeld nicht Halt macht. Angesichts der sekundären Rolle der Frau in diesem Kontext wird sich das Seminar vor dem Hintergrund exemplarisch ausgewählter Stationen des historischen Wandels der Heldenfigur insbesondere mit dem Paar ‚Held und oppositionell bzw. symbiotisch zugesellte Frau' im Horizont der Konstellation anderer tragender weiblicher Figuren auseinandersetzen. Intention der kritischen Analyse der Stimmenpolyphonie ist es, Begriff und Bild des Helden zu dekonstruieren und ihren unausgesprochenen Subtext zur Sprache zu bringen. Dieser soll in einem weiteren Schritt unter Bezug auf die jeweils dominanten sozio-historischen, philosophischen, ästhetischen und theologischen Diskurse auf die Frage hin untersucht werden, welches Bild vom Mann und der Frau und letztlich vom Menschen überhaupt dem Konzept des Helden zugrunde liegt. Das Ergebnis dieser Untersuchung wird zu der abschließenden Überlegung führen, ob oder inwieweit der Begriff des Helden in der gegenwärtigen Zeit noch sinnvoll gebraucht werden kann.
Die genauen Zeitangaben werden später bekannt gegeben.
Die Sekundärtexte und, wenn notwendig, einige Primärtexte werden vor Beginn des Blockseminars auf dem Blackboard zur Verfügung gestellt.
Bitte auch die Ankündigungen auf der Homepage konsultieren.
Die folgenden Literaturangaben werden später vervollständigt werden.
Jane Austen: Emma,
und der Film nach dem Roman: Clueless .
Friedrich Schlegel: Lucinde.
Hélène Bessette: "Ida oder Das Delirium". Roman. Aus dem Französischen von Christian Ruzicska. Zürich, Secession Verlag, 2010.
Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten. Frankfurt/M., Insel, 1999.
Michèle Le Doeuff: L'étude et le rouet. Des femmes, de la philosophie etc. Paris, Ed. du Seuil, 1989.
Bronfen, Elisabeth. Over Her Dead Body: Death, Femininity and the Aesthetic. Manchester, Manchester University Press, 1992.
Mythentheorien am Beispiel des filmischen Entwicklungsweges der "Odyssee" (A3, V2)
050339
Brötz, D.
Blockseminar
Mythentheorien am Beispiel des filmischen Entwicklungsweges der "Odyssee" (A3, V2)
A3 - AVL Allgemeine 3
V2 - AVL Vergleichende 2
GBCF 05/703 Mittwoch 09.00-13.00 22.08.2012
GBCF 05/703 Donnerstag 09.00-17.00 23.08.2012
GBCF 05/703 Mittwoch 09.00-17.00 29.08.2012
GBCF 05/703 Donnerstag 09.00-17.00 30.08.2012
Die vielfältige und komplexe Welt der antiken Mythen wird in heutiger Zeit besonders stark durch das Medium Film tradiert. Welche Veränderungen und Neuperspektivierungen erfahren aber antike Mythen, wie z.B. jener von Odysseus, im filmischen Kontext des 20. und 21. Jahrhunderts? Und wie lassen sich bestimmte mythentheoretische Positionen über die Grenzen des sprachlichen, schriftlich-fixierten Mediums Literatur hinaus (z.B. im Film) anwenden? Im Rahmen der LV soll diesen Fragen anhand von Analysen des Homer’schen Epos und verschiedener filmischer Bearbeitungen des Odysseus-Mythos nachgegangen werden. Neben den bereits genannten Filmen werden außerdem sowohl „klassische“ Literaturverfilmungen berücksichtigt wie die Monumentalversion „Ulisse“ (1954; Regie: Mario Camerini), als auch Filme, die sich auf einer metadiskursiven Ebene mit dem antiken Stoff beschäftigen wie Jean-Luc Godards „Le Mépris“ (1963).
"Vampires are always in some kind of trouble." – Die Kulturen der Vampire (V2, V4)
050340
Fritz, M.
Blockseminar
"Vampires are always in some kind of trouble." – Die Kulturen der Vampire (V2, V4)
V2 - AVL Vergleichende 2
V4 - AVL Vergleichende 4
GBCF 05/703 Dienstag 10.00-13.00 21.08.2012
GBCF 05/703 Freitag 10.00-17.00 24.08.2012
GBCF 05/703 Montag 10.00-17.00 27.08.2012
GBCF 05/703 Freitag 10.00-17.00 31.08.2012
Der Hype von Adaptionen des Vampir-Mythos der letzten Jahre, der sich u.a. in den Verfilmungen von Stephanie Meyers Twilight-Saga oder der auf den Romanen Charlaine Harris' basierenden TV-Serie True Blood manifestiert, baut auf einer langen Nebentradition des Genres auf, das mit der Kombination mit Genres wie Teenagerkomödie oder High-School-Drama ein breites Publikum zu begeistern wusste, wie etwa der Film The Lost Boys oder die TV-Serie Buffy The Vampire Slayer, deren Umgang mit gesellschaftspolitischen Fragen und Geschlechterstereotypen bereits eine rege akademische Auseinandersetzung provoziert hat. Die Darstellung gesellschaftlicher und kultureller (Macht-)Verhältnisse variiert in den einzelnen Auslegungen des Genres jedoch sehr stark: Der von einer weitgehend passiven Bella angeschmachtete Vampir Edward aus Twilight hat mit dem von der aktiven Vampirjägerin Buffy (aus der gleichnamigen Serie) lange verschmähten, noch dazu harmlosen Vampir Spike ebensowenig zu tun wie die offen um ihre BürgerInnen- und Minderheitenrechte kämpfenden Vampire aus True Blood mit den im Verborgenen lebenden, völlig marginalisierten Lost Boys. Dies bietet den Anlass zu analysieren, inwiefern Vampire für "das Andere" oder "die Anderen" bzw. andere Kulturen/Minderheiten und deren Kontakt mit der hegemonialen Gesellschaft stehen bzw. so gelesen werden können. Welche Adaptionen des Vampirmythos entwerfen progressive bzw. eher konservative Positionen? Welche Übersetzungsphänomene treten bei der Globalisierung des Vampir-Mythos via Hollywoodproduktionen auf – und was wird da eigentlich von welcher Kultur wohin übersetzt? Wie gehen die einzelnen Adaptionen mit ihren medienspezifischen Mitteln mit Genretraditionen und damit zusammenhängenden Vorstellungen um und welche Rezeptionsstrategien und gesellschaftspolitischen Potentiale lassen sich daraus ableiten? Wo verlaufen hier die Trennlinien zwischen Hi- und Low-Culture (Stichwort "Quality TV")? Welche Kultur(en) werden in den jeweiligen Adaptionen repräsentiert (bzw. re- oder dekonstruiert), wie verhalten sie sich zu hegemonialen Bildern und (Geschlechter-)Rollen? Und vor allem: Wozu eigentlich Vampire?